„In every walk with nature,
one receives far more than he seeks“
(John Muir)
Vor fast genau zwei Jahren entschied ich mich, das erste mal im Erwachsenenalter wieder wandern zu gehen. Hieraus entwickelte sich eine Leidenschaft und ich erfand mich in machen Teilen neu oder lernte neue Seiten an mir kennen. Nun stand meine 50. Wanderung vor der Tür. 50 Wanderungen in zwei Jahren, ich kann es kaum glauben. Für dieses Jubiläum wollte ich eine besondere Tour gehen, also warf ich einen Blick auf meine Bucket List und wurde schnell fündig: Der Menzenschwander Geißenpfad.
Neben meiner Passion fürs wandern, bin ich ein richtiger Tierfreund und freue mich immer, wenn ich auf meinen Touren Tiere zu Gesicht bekomme (mit Ausnahme von Zecken). Egal ob Kühe, Schafe, Pferde, Rehe, Vögel, Hasen, Ziegen, Hühner, Hunde, Katzen, Eichhörnchen und Eidechsen – alle entlocken mir ein lang gezogenes „süß“ und alle werden mit einem freudigen „hallo“ begrüßt. Kein Wunder also, warum ich mich so schnell entscheiden konnte.
Am 11.06.2022 ging es los, bei schönstem Wanderwetter fuhren wir mit dem Auto in Richtung Menzenschwand. Startpunkt der Wanderung ist der kostenpflichtige Mösleparkplatz (Tagesticket 5 Euro). An der Hülle und Fülle der Autos konnte man erkennen, dass der Geißenpfad ein beliebter Wanderweg in der Region darstellt. Die Orientierung gestaltet sich von Anfang an gut, die Schilder des Geißenpfads sind gut erkennbar. Am Parkplatz findet man noch eine Schautafel, welche über die Besonderheiten und die Verhaltensregeln auf dem beliebten Wanderweg informiert.

Vom Parkplatz aus gehen wir ein kurzes Stück an der Straße Richtung Hinterdorf von Menzenschwand. Hier passieren wir mehrere, teilweise liebevoll gestaltete und gut erhaltene alte Höfe und biegen links ab in den Schwarzenbergweg. Nach ein paar Metern geht die asphaltierte Straße in einen Pfad über. Links des Pfades befinden sich die ersten Ziegenweiden und die erste Herde ließ nicht lange auf sich warten. Seelenruhig liegen die Ziegen im Gras und lassen sich durch die vielen Wanderer nicht stören. Da die Tiere Menschen gewohnt und vor allem neugierig sind, kommen sie auch gerne mal an den Zaun und begutachten ihr Gegenüber.


Zwischen den Weiden geht der schmale Pfad entlang des Schwarzenberg zum Gewann „Im Geschweih“. Der Hang bildet die Ostflanke des Albtals und dient der Landwirte als Weidfelder.

Nach dem Erreichen des höchsten Punkts der Wanderung führt uns der Weg durch eine Endmoräne des letztens Gletschervorstoßes vor der Warmzeit. Entlang Biotope und dem Klusensee erreichen wir unseren ersten Rastplatz. Von der Bank haben wir einen wunderschönen Blick in die Alpen. Die schneebedeckten Gipfel des Titlis (3.238m) und des Sustenhorns (3.503m), beide in den Urner Alpen gelegen, glitzern in der Ferne im Sonnenlicht. Wir machen es uns gemütlich und öffnen eine Piccoloflasche Sekt und stoßen auf die 50. Wanderung an. Cheers!


Nach einem letzten Blick auf die beiden Alpengipfel wandern wir weiter Richtung „Flößlers Rast“ im Gewann In der Klause. Hier beginnt ein kurzer Abschnitt durch den Wald, was bei den inzwischen warmen Temperaturen eine herrliche Abkühlung darstellt. Wanderer sitzen am Bachlauf der Alb, die hier durch den Wald fließt und kühlen die Füße.
Nachdem wir die Alb über eine kleine Holzbrücke überquert haben, kommen wir zum Wegweiser „Klusenwald“. Von hier geht es talwärts weiter. Am Wegesrand entdecken wir sorgfältig aufeinander geschichtetes Holz. Eine Tafel informiert an dieser Stelle über die Arbeit der Köhler, die hier im Tal früher Holzkohle hergestellt haben.

Etwas weiter des Wegen halten wir uns am Wegweiser „Albschlucht“ links und steigen über Treppen hinab in die enge Schlucht. Von weitem hören wir schon das Rauschen der Menzenschwander Wasserfälle. Die Menzenschwander Alb hat sich hier in einen harten Felsriegel aus Granitporphyr eingegraben und bildete mehrere Wasserfälle. Von der Seite der Schlucht stürzen sich diese in die Tiefe. Für einen kurzen Moment genießen wir den Anblick und die feinen Wassertropfen, die einen angenehmen kühlen Film auf der Haut hinterlassen und gehen anschließend weiter.




Unterhalb der Klamm befindet sich das Restaurant Zum Kuckuck, welches wir passieren und den Weg Richtung Klunkenbachtal einschlagen. Links und rechts des Weges befinden sich Viehweiden, die Kuhglocken sind in der Ferne gut zu hören und gelegentlich Erhaschen wir einen Blick auf die Herde. Immer wieder passieren wir Weidegatter und gelangen schlussendlich zur Barbaraquelle, deren fluoridhaltiges Heilwasser im Radon Revital Bad in Menzenschwand fließt und sprudelt. Nach dem Überqueren des Krunkelbachs wandern wir auf der anderen Talseite, wieder durch Kuhweiden, ca. 2 Kilometer zurück zu unserem Ausgangspunkt. Auf dem Rückweg hat man noch einen schönen Blick auf das Herzogenhorn, mit seinen 1.415 Meter der zweithöchste Gipfel des Schwarzwalds und auf das 1.350 Meter hohe Spießhorn.
Die Wahl meiner 50. Wanderung hat mich nicht enttäuscht. Die Tour bietet, in mitten schwarzwäldlicher Idylle, von neugierigen Ziegen über artenreiche Biotope, tosenden Wasserfällen und Aussichten auf bekannte Gipfel des Schwarzwalds und der Alpen viele schöne Eindrücke. Die anfangs befürchteten Massen an Wanderer verteilten sich, bis auf ein paar Knotenpunkte gut entlang der Strecke. Im Abschnitt des Krunkelbachs waren wir sogar fast alleine unterwegs.
Die ca. 10 Kilometer lange Wanderung ist leicht zu gehen und erfordert keine besonderen Kenntnisse. Gutes Schuhwerk ist, wie bei jeder anderen Wanderung, natürlich Pflicht. Empfehlenswert ist auch, gerade in den Sommermonaten, für ausreichend Sonnenschutz zu sorgen. Die Tour ist gut beschildert, ein Verlaufen ist eigentlich nicht möglich.
Aufgrund der Gestaltung der Tour, ist diese auch gut für Kinder geeignet. Welches Kind erfreut sich nicht an Ziegenherden und schönen Wasserfällen? Die Tour lässt sich auch am Restaurant Zum Kuckuck abkürzen, so dass die Entfernung je nach Kondition des Kindes angepasst werden kann.