Wandern im Schwarzwald: Trekking rund um Freudenstadt und Baiersbronn Teil 1

Ich war noch nicht überall,

aber es steht auf meiner Liste“

(Susan Sontag)

Anfang August war es endlich soweit, die Wanderrucksäcke gepackt und die Schlafplätze gebucht – es war Zeit für unsere Trekkingtour durch den nördlichen Schwarzwald. Geschlafen werden sollte diesmal nicht in Ferienwohnungen oder Berghütten, sondern im Zelt. Moment, da war doch was: Ist wildcampen in Deutschland nicht verboten? Grundsätzlich ja, aber in insgesamt 11 Trekking-Camps im gesamten Schwarzwald, die von Mai bis Oktober gebucht werden können, ist das Übernachten im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, im Nationalpark Schwarzwald sowie im Naturpark Südschwarzwald ganz offiziell erlaubt. Die Internetseite www.trekking-schwarzwald.de verspricht Camps abseits von Ortschaften, welche nur zu Fuß zu erreichen sind und über Stellplätze für bis zu drei Zelte, eine Feuerstelle und ein kleines Toilettenhäuschen verfügen. Also Wildnis, Abgeschiedenheit, Freiheit und Natur pur, ein Traum.

Über die Internetseite buchten wir unsere Camps und über Komoot erstellte ich die Wanderungen zwischen beider Übernachtungsplätzen. Die Koordinaten für die Camps bekommt man erst, nachdem man die Schlafplätze gebucht hat. Aufgrund der andauernden Hitzeperiode im Sommer durften wir leider kein Feuer im Wald entfachen, es herrschte höchste Waldbrandgefahr. Leider, denn wer liebt es nicht, abends am Lagerfeuer den Tag ausklingen zu lassen? Anfangs stellte uns dies bei der Planung der Verpflegung etwas auf die Probe, hatten wir doch schon Trekkingnahrung eingekauft und die Vorfreude darauf war groß. Jedoch kann man sich für drei Tage auch ohne warmes Essen verpflegen, es sei schon vorab gesagt, verhungert sind wir definitiv nicht.

Als Start für unsere Tour wählten wir das Trekkingcamp Kniebis in der Nähe des gleichnamigen Dorfs, einem Ortsteil von Freudenstadt, gelegen. Bevor wir der Zivilisation den Rücken kehrten, statteten wir dem Restaurant Kniebishöhe ein Besuch ab und genossen die Speisen aus der kleinen, regionalen Karte. Satt und zufrieden liefen wir durch den Ort hinaus in den Wald zu unserem ersten Camp. Da es schon langsam dunkel wurde, beschlossen wir, die Besichtigung des Camps auf den nächsten Tag zu verschieben und schnell unser Zelt aufzubauen.

Trotz einer unruhigen Nacht (das Camp liegt leider in Hörweite zur gut frequentierten B 28) wachten wir am nächsten Morgen gut erholt in unserem Zelt auf. Die Sonne strahlte schon kräftig vom morgendlichen Himmel herab. Als wir aus dem Zelt krochen, konnten wir das muntere Treiben der Vögel und Insekten beobachten, welche schon fleißig auf Nahrungssuche waren. Nach einem kurzen Frühstück bauten wir unser Zelt ab und verstauten unsere Habseligkeiten. Nun war es Zeit das Camp zu erkunden. Das Camp liegt in der Nähe eines Bachlaufs auf einer kleinen Waldlichtung. Zum Camp gehört neben einer Feuerstelle auch eine Trockentoilette. Mehr nicht 🙂

Guten Morgen
die Feuerstelle
Toilettenhäuschen

Nachdem wir unsere Wasservorräte am Forbach aufgefüllt und die Rucksäcke geschultert haben, waren wir bereit unsere Trekkingtour zu beginnen. Ziel des heutigen Tages war das Trekking-Camp Bösellbach. Hierfür führte uns der Weg über die Kniebisschanze wieder zurück in das kleine Dörfchen Kniebis. Bei der Kniebisschanze handelt es sich um die erste Sprungschanze auf dem Kniebis, welche im Jahr 1929 gebaut wurde. Nach mehreren Umbauten musste die Schanze am 30.11.1969 wegen eines Brandes abgerissen werden. Heute existiert dort nur noch die Wanderhütte der Skizunft.

an der Kniebisschanze

Im Ort angekommen, kommen wir an der Klosterruine Kniebis vorbei. Im Jahre 1267 gründete Bruder Ullrich hier ein erstes Hospiz, das auf der langen und gefährlichen Reise über das Kniebismassiv Einkehr und Schutz bot. Heute ist von der ehemaligen großen Klosteranlage leider nicht mehr viel zusehen. Trotzdem lohnt sich hier ein Besuch, Infotafeln auf der ehemaligen Klosteranlage erzählen von der Geschichte des Klosters sowie des Ortes.

Für uns geht es nun weiter zur Aussichtsplattform Ellbachseeblick. Auf der etwa 10 Meter über der Karwand hoch aufragenden Plattform bietet sich ein spektakulärer Blick auf den im Karkessel etwa 150 Meter darunter liegenden Ellbachsee, auf die sich gegenüber befindliche Hornisgrinde, nach Mitteltal und entfernte Gebirgszüge.

Aussichtsplattform Ellbachseeblick
Aussicht auf den Ellbachsee

Nachdem wir die imposante Aussicht genossen haben, führt uns unser Weg nun hinab zum Ellbachsee. Auf einem steilem, wurzeligem und steinigem Pfad an der Saumkante der Karwand herab steigend, erreichen wir nach einem bewältigten Höhenunterschied von ca. 150 m den Ellbachsee.

der Weg hinab

Friedlich liegt der Karsee, ein Relikt der letzten Eiszeit, vor uns. Wolken spiegeln sich auf seiner glatten Oberfläche. Am Seeufer laden mehrere Bänke zum Verweilen ein. Auch wenn das Wassers des Sees noch so einladend wirkt, sollte ein Betreten vermieden werden. Der Ellbachsee ist ein Biotop für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten und dieser Lebensraum sollte nicht durch rücksichtslose Menschen zerstört werden.

der Ellbachsee

Auf unserem weiteren Weg kommen wir an der Ellbachtanne vorbei. Bei der Ellbachtanne handelt es sich um eine über 270 Jahre alte, große Weißtanne mit einer Höhe von ca. 45 Metern und einem Stammumfang von fast 4,40 Metern. Neben ihr stehend kommt man sich unbedeutend und klein vor. Die Natur ist einfach etwas faszinierendes.

die Ellbachtanne und ich

Auf unserem weiteren Weg zu unserem Zwischenziel, dem Ort Mitteltal, führt uns die Strecke durch wunderschöne Wälder, zur Ellbachhütte, durch eine Furt über den Ellbach zum Wildgehege Ellbach und schließlich in den schönen Ortskern des Baiersbronner Teilort. Nachdem wir eine kleine Runde durch das Dorf gedreht haben, lassen wir uns auf der Terrasse des Hotels Lamm nieder. Im wohltuenden Schatten genießen wir ein Glas Chardonnay und verdrücken einen großen Teller Pommes mit der leckersten Trüffel-Parmesan-Mayonnaise, die wir je gegessen hatten. Diesen Schmackofatz kann ich wirklich nur wärmstens ans Herz legen.

die Kirche im Ortskern von Mitteltal

Nachdem wir es uns in Mitteltal gut gehen lassen haben, setzen wir unseren Weg fort. Immer entlang des Bösen Ellbachs, geht es für uns stetig bergauf Richtung unseres Schlafplatzes, dem Trekking Camp Bösellbach. Übrigens sollte man auf dem Weg immer mal wieder einen Blick auf den Bach werfen, es lohnt sich: alle paar Meter sind künstliche Stufen eingebaut, über die das Wasser kaskadenartig fließt, selbst bei diesen hohen Temperaturen und der lang anhaltenden Trockenheit. Der Grund wieso das Gewässer den Namen Böser Ellbach trägt, ist der, dass er in der Vergangenheit schon manch verheerendes Hochwasser geführt und beträchtlichen Schaden angerichtet hat. Um das starke Gefälle und damit die Wasserwucht des Baches bei Hochwasser zu vermindern, wurde er verbaut. Was als idyllische Kleinwasserfälle daherkommt, ist in Wahrheit eine Hochwassersicherungsmaßnahme. Der unweit fließende Gute Ellbach, der uns Richtung Mitteltal begleitet hat, ist, wie der Name verrät, gutmütiger. Er hat ein schwächeres Gefälle, führt weniger Wasser und ist länger als sein böser Bruder.

Bachläufe waren immer an unserer Seite

Wunderschön versteckt gelegen, befinden sich im Camp drei Holzplattformen, auf denen man sein Zelt oder Tarp befestigen kann. Zu dem Camp gehört ebenfalls eine Feuerstelle, eine kleine Schutzhütte, ein Brunnen und eine Trockentoilette. Waschmöglichkeiten bietet der in unmittelbarer Nähe fließende Namensgeber des Camps, der Böse Ellbach. Bitte denkt an die Natur und benutzt unbedingt nur biologisch abbaubare Produkte, oder wascht euch einfach nur mit dem klaren Wasser des Baches.

Nachdem wir unser Zelt aufgebaut und ein kühlendes Bad im Bösen Ellbach genommen haben, lassen wir den Abend auf den Bänken der Schutzhütte ausklingen. Bei einer Flasche Rotwein (ja die habe ich trotz des Gewichts in meinem Rucksack gehabt), genießen wir den Blick auf die Bäume des nördlichen Schwarzwalds und beobachten wie der Himmel immer dunkler wird und die Nacht langsam hereinbricht…

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