Wandern am Edersee: Von der Talsperre über den Aussichtspunkt Kanzel zum Schloss Waldeck

Der Edersee ist mit 11,8 km² Wasseroberfläche und 199,3 Mio. m³ Stauraum der nach Fläche zweit- und nach Volumen drittgrößte Stausee Deutschlands. Er liegt am Fulda-Zufluss Eder vor der 48 m hohen Staumauer, der Edertalsperre, nahe der Stadt Waldeck. Der See und seine Umgebung sind ein beliebtes Ziel für Touristen und Einheimische, dies zeigt sich an dem gut ausgebauten Wegenetz für Wanderer und Radfahrer, sowie an den vielen Campingplätzen entlang des Seeufers.

Wir starten unsere heutige Wanderung auf der Staumauer des Edersees. Bevor es richtig losgeht, beobachten wir das hektische Treiben auf der Brücke. Zahlreiche Fußgänger, Radfahrer und sogar eine Hochzeitsgesellschaft kommen an uns vorbei. Wir schauen noch einmal die Staumauer hinunter und gehen anschließend Richtung Wanderweg.

Ein erster Blick auf die Staumauer

An der Landstraße L3086 beginnt kurz nach der Staumauer, ganz unscheinbar, ein kleiner Wanderweg, welcher uns zügig zum Aussichtspunkt „Uhrenkopfkanzel“ bringt. Von hier hat man ein tollen Blick auf die imposante Talsperre. Im zweiten Weltkrieg diente die Kanzel, durch Positionierung eines Flakgeschütz der Wehrmacht zur Verteidigung gegen die Alliierten. Nachdem das Flakgeschütz abgezogen wurde, wurde die Sperrmauer durch einen Bombenangriff der Royal Air Force zerstört. Das aufgestaute Wasser wälzte sich als Flutwelle in das untere Edertal und richtete hierbei großen Schaden an.

Blick von der Kanzel auf den See und die Talsperre

Nach der kleinen Kanzel halten wir uns links und folgen dem Weg Richtung Friedrich Meyer Hütte. Der Weg bis dahin verläuft auf angenehm zu gehenden Waldwegen, die teilweise mit wunderschön blühenden Pflanzen umgeben sind.

Insektenlandeplatz

An der Hütte befindet sich ebenfalls eine Kanzel, die einen Blick auf das Schloss Waldeck bietet. Hier wirkt das Schloss noch weit entfernt, so klein wie eine Spielzeugburg. Wir biegen nun rechts ab und verlassen bald den Wald. Es eröffnen sich weite Felder. Goldgelbe Ähren soweit das Auge blicken kann. Roggen oder Dinkel, vielleicht kann mir einer auf die Sprünge helfen.

Felder soweit das Auge reicht
Lila Blumen inmitten der Ähren
Mohn und Gerste

Wir folgen der Straße immer weiter Richtung Ortschaft Waldeck und biegen nach ca. 500 Metern in die Straße „Stelzerstal“ ab. Entlang schön gepflegter Häuser, von deren Terrassen man eine tolle Sicht auf den See haben muss, führt uns nun der Weg nach Waldeck. Hier geht es für uns ein kurzes Stück entlang der Bahnhofstraße ehe wir am Hotel Belvedere rechts abbiegen und einen schmalen Weg bergaufwärts Richtung Kapelle gehen. Wir passieren die Kapelle und folgen der engen Gasse Richtung Aussichtspunkt Burgblick „Schöne Aussicht“. Der Name ist Programm, von hier hat man eine gute Sicht auf das Schloss Waldeck.

Schloss Waldeck

Das Schloss Waldeck ist eine schlossartig ausgebaute Burganlage, welche im Jahre 1120 erstmals urkundlich erwähnt wurde. In der Burganlage befinden sich heute ein Museum, ein Restaurant und ein Hotel. Da wir für heute keine Burgbesichtigung geplant haben, umrunden wir die Burg auf einem Kreuzweg und gelangen wieder zum Hotel Belvedere. Dort biegen wir nach ein paar Metern rechts in die Straße „Am Ziegenberg“ ab und kommen wieder auf einen schmalen Waldweg. Krüppelige, teils buschförmige Buchen bilden hier am steilen Abhang zum Edersee einen bizarren, lückigen Wald. Aufgrund der Weidenutzung durch Ziegen, aber auch durch den kargen, trockenen Fels, konnten die Bäume nur kümmerlich wachsen und erhielten somit ihre Form.

Rastmöglichkeit mit Seeblick

Der Weg führt uns durch den Wald zum Hexenkopf. Der Sage nach ist überliefert, dass an dieser auffälligen Erhebung früher Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Belege gibt es hierfür jedoch nicht. Am Hexenkopf hat man wieder eine wunderschöne Sicht auf den Edersee. Uns persönlich ist an dieser Stelle die trockene Vegetation aufgefallen, selbst die Luft wirkte extrem trocken und roch daher auch ganz ungewöhnlich. Vermutlich lässt sich die veränderte Landschaft darauf zurückführen, dass hier der Wald lichter war als sonst und die Sonne somit den Felsen stark aufheizen kann. Allgemein veränderte sich die Vegetation auf der Wanderung immer mal wieder schlagartig, was die Wanderung durchaus sehr interessant gemacht hat. Für uns war der Hexenkopf auf jeden Fall eins der Highlights dieser Tour.

am Hexenkopf

Nun führt uns der Weg in ein Tal, welches den Hexenkopf nach Südosten abgrenzt: den Teufelsgraben. Dort soll der Überlieferung nach, die Asche der verbrannten Hexen gelandet sein. Der Teufel soll hier auf die Seelen der Verurteilten gewartet haben, um mit ihnen den Teufelsgraben talabwärts hinab zur Hölle zu fahren. Was wären bloß zahlreiche Regionen oder Wanderabschnitte nur ohne die Sagen, Erzählungen und Geschichten, die die Menschen vor langer Zeit über sie geschrieben haben? 

Durch den Teufelsgraben kommen wir nun zur Aussichtsplattform Hermannshöhe. Die Hermannshöhe ist ein toller Aussichtspunkt auf den Edersee. Der Standort unter knorrigen Eichen und mit Tisch und Bänken lädt zum verweilen, picknicken und Aussicht genießen ein. Leider verdunkelte sich der Himmel im Verlaufe unserer Wanderung immer mehr, so dass wir hier leider auf eine längere Pause verzichten mussten.

Von der Hermannshöhe ging es ca. 2 Kilometern auf gut begehbaren Waldwegen hinab Richtung Edersee. Am geschlossenen Hotel Ederseeblick beenden wir unsere Tour und genießen auf der Terrasse des Restaurants „Zum großen Hecht“ ein kühles Bier, ehe uns ein Wolkenbruch zum raschen Aufbruch Richtung Parkplatz zwingt.

Die 10 Kilometer lange Wanderung bietet vielseitige Landschaften, tolle Ausblicke auf den Edersee und Ruhe abseits des touristischen Trubels unten am Seeufer. Nach der Tour sowie auch in Waldeck bieten zahlreiche Lokalitäten Möglichkeit zur Einkehr. Die Wege sind gut zu gehen, festes Schuhwerk wird jedoch, wie immer, empfohlen, da man manchmal durch über leicht unwegsames Gelände geht.

Ich freue mich auf jeden Fall auf meinen nächsten Besuch am Edersee, ich glaube da gibt es noch einiges zu entdecken. Ich hoffe Euch hat mein Wanderbericht gefallen und wir sehen uns bald wieder.

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3 Kommentare zu „Wandern am Edersee: Von der Talsperre über den Aussichtspunkt Kanzel zum Schloss Waldeck

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